Zwei Brüder eröffnen Steinberg-Ausstellung in ihrer Wohnung

Familienkunst mit Bügeleisen


Die Galerie 2B liegt in einem gut behüteten Eck im Herzen Óbudas. Opernsänger László Böröcz und sein Bruder András, der Statuen aus Bleistiften fertigt, haben ihre Dreizimmerwohnung für das kunstinteressierte Publikum geöffnet und präsentieren seit geraumer Zeit kuriose und interessante Ausstellungen. Einzige Voraussetzung: Der Künstler sollte ” wie die beiden Brüder ” aus einer künstlerischen Familie stammen oder aber ein Opfer von Vertreibung sein.

Von Hajnalka Hegedűs

Den Namen 2B verdankt die Galerie zwei verschiedenen Umständen, wie László Böröcz erklärt: „2B symbolisiert zum einen die Beziehung zwischen den Orten Budapest und Brooklyn, da András schon seit mehreren Jahren die meiste Zeit in Brooklyn verbringt; andererseits ist 2B die typische Härte eines Bleistifts.‶ Der auch in Ungarn seit fast 20 Jahren bekannte András Böröcz hat in den USA ein groües Potenzial an Bleistiften für seine Statuen gefunden ” einige sind auch in der Galerie zu sehen. Auch Opernsänger László Böröcz ist eine Gröüe im Kulturleben. So singt er demnächst die Rolle des Herzog Pikko in György Orbáns gleichnamiger Oper.
Die Galerie der Brüder verfolgt mehrere Ziele: Da sie selbst eine Künstlerfamilie bilden, legen sie viel Wert darauf, Menschen zu präsentieren, bei denen die künstlerische Affinität sich auf mehrere Familienmitglieder oder Generationen erstreckt. Ein anderes Bestreben der Böröcz-Brüder ist, die Werke von ungarischen Künstlern, die aus Ungarn vertrieben wurden oder die geflohen sind, wieder in ihrer Heimat vorzustellen. In diesem Rahmen wird wahrscheinlich noch dieses Jahr eine gröüere Makarius-Ausstellung stattfinden. Sameer Makarius hatte 1946 seine im Stil der Europäischen Schule gefertigten Werke in Zürich präsentiert und kehrte wegen der politischen Lage nie nach Ungarn zurück.
In der Galerie 2B fand aber kurioserweise auch schon eine Bügeleisen-Ausstellung statt, wie László Böröcz erzählt: „Wir haben etliche Künstler auf der ganzen Welt gebeten, sich mit der Themenwahl Bügeleisen künstlerisch auseinander zu setzen. Der Erfolg hat uns selbst überrascht.‶ Die nächste in diese Reihe passende Ausstellung ist deshalb bereits in Planung.
Die jetzige Ausstellung von Saul Steinberg, die am 5. November eröffnet wurde, passt jedoch in keine der genannten Kategorien. Steinberg wurde in Rumänien geboren und ging, nachdem er einige Jahre lang Philosophie in Bukarest studiert hatte, zum Politecnico nach Milano. Dort erhielt er sein Architektendiplom. Die präzise Planung in der Bauzunft lehrte ihn, welche Möglichkeiten sich durch die öbertragung von komplizierten dreidimensionalen Formen in eine hagere zweidimensionale Linie bieten. Diese Möglichkeiten nutzte er schon in den 30er Jahren als Karikaturist in Italien. Auf Grund der judenfeindlichen Gesetze floh er 1940 in die USA und publizierte in den Zeitschriften Life und Harper’s Bazaar, später regelmäüig im New Yorker.
Die Zusammenarbeit mit dem New Yorker dauerte fast 60 Jahre lang. Mehr als 600 Zeichnungen und 85 Titelseiten schuf Steinberg und half mit, die Sprache der populären Graphik auf das Niveau der bildenden Kunst zu heben. Auüerdem stellte Steinberg selbst aus, 1943 zum Beispiel in der Wakefield-Galerie in New York. Bis zum heutigen Tage wurden ihm 80 Ausstellungen gewidmet.
„Die Steinberg-Sammlung ist noch nie in Ungarn gewesen, und der Sammler hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um sie dem Publikum zugänglich zu machen, berichtet László Böröcz erfreut. „Da wir unsere Galerie allein im Rahmen einer eigenen Stiftung aufrecht erhalten müssen, freuen wir uns über Initiativen dieser Art.

2003. november